Olileanya Kalender 2021


Liebe Freundin, lieber Freund, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya, liebe Familie,

heute möchte ich aus aktuellem Anlass ein paar Worte an dich / Sie richten. Auch das Jahr 2020 mit all seinen Turbulenzen und Belastungen geht zu Ende. Ich bin sehr froh darüber, dass wir für den Kalender 2021 bereits Ende 2019 ein Konzept entwickelt hatten. So war er schon voll in der Planung, als Covid-19 über die Welt hereinbrach. Anders hätten wir ihn vermutlich gar nicht erst in Angriff genommen.

Einen Rundbrief werde ich leider noch nicht vorlegen können. Zu viel ist passiert in den letzten Wochen, wobei Corona – so befremdlich sich das jetzt vermutlich in Deutschland und der Schweiz lesen mag – unser kleinstes Problem war. Nigeria hatte sich im Vergleich zu anderen Ländern bereits sehr früh eingeigelt und die Grenzen zwischen den einzelnen Bundesländern für Monate geschlossen. Vermutlich hat diese Maßnahme und die Tatsache, dass man es gewohnt ist, mit Epidemien umzugehen, dazu geführt, dass wir weitgehend von einer Überflutung durch das Virus verschont blieben. Es gab in Enugu State einige Verdachtsfälle, aber relativ wenig Bestätigungen. Wie viele Kranke konkret in der eigens eingerichteten Isolierstation behandelt wurden und noch werden, ist auch bei hartnäckiger Nachfrage nicht in Erfahrung zu bringen. Trotz aller Unregelmäßigkeiten, die hier im Land verzeichnet werden müssen, könnte sich eine hohe Anzahl von Todesopfern jedoch nicht verbergen lassen. Diese hätten Familienangehörige, durch die Informationen gestreut würden.

Was es mir allerdings in den letzten Wochen unmöglich machte, einen Rundbrief zu beginnen, war die blutige Niederschlagung einer friedlich beginnenden Protestbewegung von jungen Erwachsenen, die mit berechtigten Forderungen angesichts der zahllosen Missstände im Land ab Anfang Oktober auf die Straße gingen. Sie hatten sich dazu des mittlerweile weltbekannten Slogans #EndSARS bedient, der in Nigeria jedoch eine völlig andere Bedeutung hat. SARS steht in diesem Land für  Special Anti-Robbery Squad (Spezialeinheit gegen Raub), einer brutalen Schlägertruppe der Polizei. Ich werde darauf in meinem Bericht noch näher eingehen. Diese Gruppe hat – obwohl offiziell bereits seit Monaten aufgelöst – in gewohnter Weise mit roher Gewalt regiert und wurde durch das Stillhalten der Regierung noch in ihrem Handeln bestätigt. Frustrierte und nicht organisierte Gruppen fingen an zu randalieren – der ursprünglich friedliche Protest lief völlig aus dem Ruder und forderte zahlreiche Todesopfer, zerstörte Gebäude, Plünderungen waren an der Tagesordnung. Wie ein Flächenbrand wurde ganz Nigeria erfasst, auch unser vorher so friedliches Enugu wurde ein Hexenkessel. Eine deutsche Freundin, seit 43 Jahren in Enugu lebend, hatte eine solche Gewalt noch nie erlebt. Wir sind haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Für mich mit am Schlimmsten war die Erfahrung, dass dieser brodelnde Vulkan für Europa, insbesondere Deutschland, nur kleine Randnotizen in den Nachrichten wert war. Selbst Freunde hatten keine Ahnung, was hier los war. Die täglichen Pandemie-Meldungen saugen sämtliche anderen Geschehnisse der Welt auf, sie sind kein Thema mehr. Lediglich das Wahldebakel der USA machte hier eine Ausnahme. Ich brauche noch eine Weile, um diese Erfahrung in Worte zu fassen und bitte hierfür um Verständnis.

Einen Text von Wole Soyinka, erschienen in der taz, den mir ein Freund dankenswerterweise direkt ins Elend schickte, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
LINK zum Artikel      
Er konnte mich wenigstens ansatzweise trösten.

Aber in all das Leid und die Trauer fiel auch ein sehr heller und sehr warmer Sonnenstrahl. Ich möchte daher Euch / Sie alle bitten, mit uns den kleinen Promise zu begrüßen, der in der Eingangsseite ebenfalls vorgestellt wird. Für ihn suchen wir eine Patin oder einen Paten oder eine Gemeinschaft, die sich für ihn zusammenfindet.

Uneingeschränkt freue ich mich über unseren Kalender und bitte herzlich darum, ihn auch im auslaufenden Jahr 2020 zahlreich zu verschenken, entweder an dich / Sie selbst oder an Freunde und Verwandte. Er ist im Druck und kann ab sofort bestellt oder abgeholt werden bei 

Musikbox, Bernd Kammerer, 
Untere Hauptstraße 47, 
78628 Rottweil,
Tel. 0741 – 42267; 
mail info@textonaut.de

Weil wir sehr stabil sind, liegt der Preis zuverlässig bei 12 Euro, Porto kommt hinzu. 

Ich werde mich wieder berappeln – versprochen. Schließlich ist unser Name OLILEANYA = Hoffnung auch unser Programm.

Herzliche Grüße – Gabriele Ayivi

Emene, 10.11.2020